Toleranz und Wahrheit

Ketzer. Eine Verteidigung der Orthodoxie gegen ihre Verächter

Gilbert Keith Chesterton

 

Insel Verlag

2004, 263 Seiten

 

"Als die alten Liberalen den Häresien die Knebel abnahmen, erhofften sie sich davon religiöse und philosophische Entdeckungen. Nach ihrer Überzeugung war die ganze Welt so wichtig, dass jedermann dazu aufgerufen war, sich dazu in eigener Person zu äussern. Heute hält man die ganze Wahrheit für so unwichtig, dass alles, was dazu gesagt wird, gleichgültig ist. Damals liess man dem Denken freien Lauf wie man einen edlen Jagdhund von der Leine lässt; heute überlässt man das Denken sich selbst wie einen ungeniessbaren Fisch, den man ins Meer zurückwirft. Niemals ist über das Wesen des Menschen so wenig diskutiert worden wie heute, da zum ersten Mal jedermann darüber reden darf. Die alte Einschränkung bedeutete, dass nur die Rechtgläubigen über Religion reden durften. Die moderne Freiheit bedeutet, dass niemand mehr darüber reden darf. Der gute Geschmack, der letzte und schändlichste der abergläubischen Zwänge, hat geschafft, was allen übrigen versagt blieb: uns erfolgreich den Mund zu stopfen." (S.14)

 

In einer Zeit, wo "dogmatisch" ein Schimpfwort ist (ganz im Sinne der liberalen Theologie) und wo die Wahrheitsfrage losgelöst von "deiner" und "meiner" persönlichen privaten Wahrheit ein Tabu ist, ist der Ketzer von Chesterton ein richtiger Lesegenuss.

 

Das Buch ist zuerst 1905 auf Englisch erschienen unter dem Titel Heretics.

 

Artikel: "Wahrheit bei den Althebräern. Anmerkungen zur Diskrepanztheorie aus linguistischer Sicht"

Heinrich von Siebenthal

 

In: Helge Stadelmann (Hg.): Liebe zum Wort.

Verlag für Theologie und Religionswissenschaft

2002, S.72-93

 

(md). Hatten die Althebräer ein ganz anderes Konzept von Wahrheit als es von der evangelikalen Theologie vertreten wird? Zu dieser, in Teilen z.B. von Rudolf Bultmann vorgetragenen, Diskrepanztheorie äußert sich Heinrich v. Siebenthal aus linguistischer Sicht. Sein Fazit: Die Diskrepanztheorie entbehrt aus linguistischer Sicht einer ernstzunehmenden Grundlage.

Artikel: "Toleranz als Kampfbegriff. Überlegungen zum theologischen Sinn und Missbrauch des Toleranzbegriffs"

Christian Herrmann

 

In: Jahrbuch für Evangelikale Theologie 14 (2000), S.75-112.

 

Herrmann setzt sich in diesem Aufsatz mit Sinn und Missbrauch des Toleranzbegriffs auseinander. Der Artikel ist in zwei Hauptteile gegliedert: 1. Toleranz als Implikat der Differenz. 2. Intoleranz als Implikat der Integration.